Wir müssen über Stuhlgang reden, denn darüber wird nicht viel gesprochen. Daher ist es nur logisch, dass viele von uns nicht wirklich wissen, wie z. B. träger Stuhl oder Verstopfung entstehen. Dein Darm ist wie ein zweites Gehirn. Es ist wichtig zu wissen, wie er funktioniert. Lies also weiter, um zu erfahren, was dir vielleicht noch niemand über trägen Stuhl erzählt hat.
6 Mythen über Verstopfung und trägen Stuhl aufdecken
Mythos 1: Wer nicht jeden Tag aufs Klo geht, hat Verstopfung
Bin ich normal? Das fragen wir uns wohl alle von Zeit zu Zeit. Ob es die Gedanken in unserem Kopf sind oder bestimmte Körperpartien – jeder hat seine Unsicherheiten und es ist ganz normal, sich hin und wieder zu fragen, ob etwas mit uns „nicht stimmt“.
Es ist nicht einfach, zu sagen, ob unsere Stuhlgewohnheiten “normal” sind. Wie oft am Tag sollten wir auf die Toilette gehen? Gehen wir zu oft oder zu selten? Man könnte denken, man leide unter Verstopfung, wenn man nicht jeden Tag sein großes Geschäft erledigen kann. Aber regelmäßiger Stuhlgang ist subjektiv und hängt tatsächlich von der einzelnen Person ab. Manche Menschen können mehrmals täglich abführen, während andere vielleicht nur dreimal pro Woche ihren Darm entleeren. Solltest du diesbezüglich unsicher sein, findest du im Folgenden typische Symptome einer Verstopfung1:
- Weniger als 3 spontane Stuhlgänge pro Woche
- Klumpiger oder träger Stuhl
- Starkes Pressen bei der Stuhlentleerung
- Gefühl der unvollständigen Entleerung
- Gefühl des “Verstopftseins”
- “Nachhelfen” beim Stuhlgang
Mythos 2: Wenn ich Verstopfung habe, bedeutet das, dass ich ungesund lebe
Eine Verstopfung kann frustrierend und unangenehm sein. Aber sie bedeutet nicht, dass du etwas “falsch” machst oder dass deine Lebensweise grundsätzlich ungesund ist. Es gibt viele Gründe für eine mögliche Verstopfung, wie z.B.:2
- Schichtarbeit
- Bettlägerigkeit
- Ungewohntes Essen auf Reisen
- Zu geringe Flüssigkeitszufuhr
- Ballaststoffarme Ernährung
- Zu wenig Bewegung
- Häufige Unterdrückung des Stuhlreizes
Eine Verstopfung kann auch als Symptom einer Krankheit auftreten, wie z. B.:2
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (Morbus Crohn)
- Reizdarmsyndrom
- Diabetes mellitus
- Morbus Parkinson
- Multiple Sklerose
Es gibt viele Gründe, warum jemand zu verschiedenen Zeitpunkten in seinem Leben unter einer Verstopfung oder trägem Stuhl leidet. Manchmal ist es nur von kurzer Dauer. Wenn du dir Sorgen machst, solltest du auf jeden Fall deinen Arzt aufsuchen.
Mythos 3: Ich habe manchmal Durchfall, deshalb kann ich nicht verstopft sein
Man könnte meinen, dass man bei einer Verstopfung überhaupt keinen Stuhlgang hat, aber das ist nicht ganz richtig. Verstopfung wird zwar oft so definiert, dass man weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hat, aber es gibt noch weitere Symptome.
Eine besondere Form der Verstopfung stellt die sogenannte paradoxe Diarrhoe dar. Dabei folgt flüssiger Stuhl auf sehr trägen Stuhl. Oft geht dies mit starkem Stuhldrang einher, was besonders unangenehm sein kann, da Betroffene dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit beeinträchtigt sein können. Im Vordergrund steht dann aber häufig der störende Durchfall, nicht die Verstopfung, so dass eventuell nicht die optimale/passende Behandlung gewählt wird..3
Mythos 4: Bananen verursachen Verstopfung oder trägen Stuhl
Die Informationen über Bananen, trägen Stuhl und Verstopfung sind zum Teil widersprüchlich. Die einen sagen, Bananen seien gut gegen Verstopfung, die anderen empfehlen sie zur Behandlung von Durchfall, was auf einen gegenteiligen Effekt hindeuten würde! Verursachen Bananen also Verstopfung? Das kommt scheinbar auch auf die Banane an.
Es wird zum Beispiel diskutiert, ob der Reifegrad einen Einfluss auf diese Frage hat. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass grüne Bananen, wenn man sie als Zusatztherapie bei einer Verstopfung gibt, von Vorteil sind. Sie haben z. B. dazu geführt, dass weniger Abführmittel notwendig waren.4
Mythos 5: Kaffee hilft bei Verstopfung und trägem Stuhl
Manche Menschen schwören darauf, dass ihr morgendlicher Kaffee ihnen hilft, ihren Darm in Bewegung zu bringen. Hast du auch diesen Eindruck? Dann trügt dich deine Wahrnehmung wahrscheinlich nicht.
Es konnte gezeigt werden, dass Menschen, die mehr koffeinhaltige Getränke konsumieren, seltener an einer Verstopfung leiden.5
Mythos 6: Du kannst während der Schwangerschaft keine Mittel gegen Verstopfung einnehmen
Eine Verstopfung während der Schwangerschaft ist nicht nur häufig1, sondern auch unangenehm. Natürlich wünscht man sich hierfür Linderung. Die üblichen Basismaßnahmen, wie eine ballaststoffreiche Ernährung, eine ausreichende Trinkmenge und die Vermeidung von Inaktivität können hierbei helfen.
Bei der Einnahme von Mitteln gegen Verstopfung solltest du vorsichtiger sein als sonst, aber du musst nicht gänzlich auf diese Hilfe verzichten. Es gibt Produkte, wie z. B. Stuhl-Hydratisierer wie Movicol®, die praktisch nicht vom Körper aufgenommen werden und während der Schwangerschaft eingenommen werden dürfen. Aber denke daran: Wenn du schwanger bist, schwanger werden möchtest oder stillst, solltest du vor der Einnahme einer Behandlung auf jeden Fall mit deinem Arzt sprechen.
Referenzen
[1] Andresen V, et al. Z Gastroenterol 2022; 60: 1–45.
[2] https://www.netdoktor.de/symptome/verstopfung/. Abgerufen am 26.06.2024.
[3] Dr. Thomas Winkler – Verstopfung-Obstipation, www.dr-thomas-winkler.at Abgerufen am 01.07.2024.
[4] Cassettari VMG et al. J Pediatr (Rio J) 2019; 95(1): 27–33.